Coopération Allemande (GTZ/KfW)
Programm Mali-Nord

Acht Kilometer östlich der gegenwärtigen Abbaustätten liegt das Ende der 1960er Jahre errichtete und1989 aufgegebene frühere geheime Gefängnis des Regimes Moussa Traoré. Unmittelbar daneben das im gleichen Jahr verlassene und inzwischen verfallene Gebäude der Kaserne. Im Schatten der Gefängnismauern schlagen wir unser Mittagscamp auf. Hier wird geschlachtet und gekocht. Die Reifen werden mit frischen Schläuchen versehen, die Autos für die Rückfahrt aufgetankt.  

              Dies ist ein Schlüssel-Ort der unaufgearbeiteten malischen Vergangenheit. Eine Platte im zentralen Block bezeugt das Bau-Datum: 1969. Die Anlage ist groß und erinnert, samt dem Stacheldraht vor den Gefängnismauern an Konzentrationslager anderswo. Die längst versandeten Salzminen vor den Toren des Gefängnisses geben einen Begriff von dem Charakter der Zwangsarbeit in diesem malischen Gulag, den europäische Leser vor allem aus der Lektüre des Romans „Tuareg“ (von Alberto Vázquez-Figueroa) kennen und den manche vielleicht als Fiktion betrachtet haben. Den malischen Leser sind vor allem zwei Titel dazu bekannt, der Roman Toiles d’Aaraignées von Ibrahima Ly (1982) und der autobiographische Titel Dix ans au bagne-mouroir de Taoudenit von Samba Gaina Sangaré (2006).

                          Das wirkliche Drama dieses Todeslagers geben erst die Friedhöfe im Osten der Gefängnisanlage preis. Im ersten Teil ist das Wachpersonal begraben, das hier ungewollt den Tod fand. Der mittlere Teil besteht aus anonymen Massengräbern, den fosses communes. Nur eine Exhumierung könnte die wahre Zahl der Toten klären, waren es hunderte oder tausende? Bei den großen Persönlichkeiten der so genannten zweiten Republik verhält sich das anders. Sie sind auf dem letzten Teil des Friedhofs in Einzelgräbern beigesetzt, 140 an der Zahl.  

                                      Nur noch ein  knappes Dutzend von ihnen trägt Namensschilder. Sie alle stammen aus dem Süden: Yoro Diakité, Chef der ersten provisorischen Regierung nach dem Staatsstreich vom 19. November 1968; Tiecoro Bagayoko, Leiter der Sicherheitsdienste von 1968 bis 1978; Kissima Doukara, Verteidigungsminister von 1968 bis 1978; Youssouf Balla Sylla, Po-lizeichef des 3. Arrondissements von Bamako; Jean Bono Samaké, Commandant de Cercle von Goundam im Jahr 1969. Dies waren Moussa Tarorés Weggefährten. Er ließ sie hierher in den Tod schicken.