Coopération Allemande (GTZ/KfW)
Programm Mali-Nord

36 Kinder der ersten Klasse begrüßen uns im Chor. Ein Block mit zwei Klassen wurde vor zwei Jahren von einer italienischen NRO gebaut. Die Gesundheitsstation, ein solider, hübscher Bau, wurde vor zehn Jahren vom CICR dem Komitee des Internationalen Roten Kreuzes finanziert. Der Krankenpfleger ist derzeit in Bamako. In Arouane leben 45 Familien, sie zählen etwas mehr als 300 Einwohner. Davon sind nur rund 40 Männer am Ort. Die anderen sind auf Wanderarbeit, meist in den Salzminen von Taoudeni.  

              Drei Moscheen schmücken diesen kleinen Ort, die Moschee der Kuntas im Norden, die Frei-tagsmoschee im Westen und die Moschee von Sidi Ahmed Ag Ada im Osten. Er wird als Heiliger verehrt und ist der Vorfahre des Hal-Arouane (für diejenigen, die sich heute als Araber verstehen) oder der Kel Ahane Inchigaane (für diejenigen, die Tuareg geblieben sind). Sidi Ahmed Ag Ada war ein großer Gelehrter der Kel Essouk und hat Arouane im 17. Jahr-hundert gegründet. Er war der Halbbruder (gleiche Mutter) von Mohamed Ag Infa, dem gro-ßen Ahnen der Kel Antessar weiter im Westen.

                    Wir besichtigen das am Dorfrand gelegene frühere Hotel des Schweizer Amerikaners Ernst Aebi (Buch: Seasons of Sand), vor Jahren in Lehmbau erstellt.  Nur noch Mauerteile ragen aus dem Sand. Übrig geblieben sind 26 Nadelbäume, die dem Wind und dem rauen Klima trotzen und zusammen mit den Dünen ein elegantes Ensemble bilden.

                    Wir verlassen den Ort nach dem Mittagessen um 13.15 Uhr. Von Arouane nach Timbuktu trennen uns noch 240 Kilometer. Nach 25 km quert eine kleine Gazelle unseren Weg. Ein Toyota der Militäreskorte geht auf Verfolgungsjagd. Der Capitaine erlegt den kleinen Bock nach wenigen Minuten mit einem Schuss. Wäre das Terrain, wie noch kurz vorher mit Grasbüscheln übersät gewesen, hätte die Gazelle flüchten können.
                          Die Fahrspur gräbt ich tief in den Sand. Das Gelände ist mit Grasnoppen übersät. Die Fahrt wird für Fahrer wie Beifahrer äußerst anstrengend. Wir kommen nur sehr langsam voran. 170 km vor Timbuktu tauchen die ersten Bäume am Horizont auf. Die Landschaft wechselt und wir rollen auf glattem rosa Sand. Nach wenigen Kilometern verschwindet der Baumbe-wuchs wieder vollständig. Nur Sand von Horizont zu Horizont. Dann folgt schwerstes Gelän-de: Tiefe, mit weichem Sand gefüllte, Fahrspuren, die sich durch das unwegsame Gelände über die Dünen hinauf und hinunter schlängeln. Wir schaukeln stärker als auf einem Kamelrücken. Die Motoren heulen im zweiten und dritten Gang auf. Alle sechs Fahrzeuge schaffen diesen schwierigsten Streckenabschnitt, ohne im Sand stecken zu bleiben.

                          Wir campieren bereits um 17.00 Uhr an einem eleganten Dünenzug. Auf seiner Höhe sehen wir das Abendrot um den Sonnenuntergang. Wir sitzen zusammen am Lagerfeuer und wärmen uns die Hände. Sternenklar. Mondaufgang erst um 21.25 Uhr.  

                          Camp 26.12.2007: N 19°11.222'; W 003°33.826'
                          Autowrack (Wegweiser): N 19°02.609'; W 003° 33.156'
                          Arouane: N 18°54.170'; W 003°31.860'
                          Taganet Keyna (Brunnen): N 18°13.436'; W 003°20.627'
                          El Harseini (Brunnen) 27.12.2007: N 17°52.905'; W 003°12.609'
                          (= Camp 27.12.2007)
                                28.12.2007:
                                Noch 122 km bis Timbuktu. Wir durchqueren eine Dünenparklandschaft. In großen Auf- und Abschwüngen folgt ein Dünenzug dem anderen, tiefe Spuren im Sand. Eine Parklandschaft durchzogen von Noppengras, in den Senken kleine Akazienhaine. 54 km vor Timbuktu begegnen wir einer Salzkarawane von fünfzig Kamelen und zwei Führern. Seit Taoudeni sind sie bereits 19 Tag unterwegs.  

                                Auf der gesamten Reise ist uns bislang kein Fahrzeug entgegen gekommen, nur eines hat uns vor Bou Djebeha in der Ferne überholt. Erst jetzt, ca. 80 km vor Timbuktu, kommt uns ein Lastwagen entgegen, aufgetürmtes Gepäck, auf dem Männer sitzen. Sie waren zum is-lamischen Opferfest, Tabaski, dem wichtigsten Fest des Jahres, es fiel auf den 20. Dezem-ber, zu Hause in Timbuktu und sind jetzt wieder auf dem Weg zu den Minen in Taoudeni. Je näher wir Timbuktu kommen, sehen wir zunehmend auch wieder Ziegen- und Schafherden. Die gibt es weiter nördlich nicht. Auch keine Esel. Das ist das Terrain für Kamele, nur sie sind den kargen Lebensbedingungen gewachsen. Wir erreichen Timbuktu um kurz vor Mittag.  

                                      El Harseini (Brunnen) 27.12.2007: N 17°52.905'; W 003°12.609'
                                      Douaya (Brunnen): N 17°38.866'; W 003°09.292'
                                      Agouni: N 17°03.316'; W 003°00.057'
                                      Timbuktu: N 16°46.922'; W 003°00.722'