|
Viehzucht
In einem Milieu von Nomaden und Viehzüchtern wurde Hilfestellung für die Tierzucht (genauer die Wiederaufstockung des Viehbestandes) immer lautstark gefordert. Ähnlich wie bei der medizinischen Versorgung bedarf es auch in der Viehzucht besonderen Sachverstands, um fachlich sinnvoll zu helfen. Für solche Hilfestellung gab es versierte NRO, etwa die Vétérinaires sans Frontières (VSF).
Trotzdem kam man im Zuge der Nothilfe mit den Problemen der Viehzüchter in Berührung. Die großen Saheldürren hatten die Herden stark dezimiert. Auf der Flucht war den Tuareg und den Mauren viel Vieh verlorengegangen. In dem Niemandsland, das weder Rebellenbewegungen noch die malische Armee beherrschten, hatten Schakale und Hyänen sich stark vermehrt. Das Vieh war seit Jahren nicht mehr geimpft worden. Seuchen hatten viele Tiere dahingerafft.
Das Programm legte den Schwerpunkt auf die verbesserte Tiergesundheit. Gemeinsam mit den Tierärzten und den Viehzüchtern organisierte und finanzierte es Impfkampagnen, um den Bestand an Rindern so rasch wie möglich gegen die am weitesten verbreiteten Seuchen zu schützen. Gleichzeitig wurden neue Impfparks errichtet. Das sind Gehege, die das Vieh nur durch einen Impfkorridor verlassen kann.
Diese Kampagnen wiederholten sich von Jahr zu Jahr (1995 bis 2000). Dabei sank der vom Programm finanzierte Kostenanteil beständig während der von den Viehzüchtern zu zahlende stieg. Für das Milchvieh wurde in der Trockenzeit Viehfutter aus Koulikoro und Koutiala beschafft (aus den dortigen Baumwollöl-Pressen). Veterinäre und Händler verkauften das Futter an die Halter des Milchviehs (die dafür gewährten Kredite wurden alle zurückgezahlt). Den Schakalen und Hyänen, die Schafe und Ziegen rissen, legten die Tierärzte mit Strichnin vergiftete Köder aus. Durch diese vielfältigen Aktionen (gekoppelt mit den Investitionen in die Weidebrunnen) gelang es, mit verhältnismäßig geringem Aufwand den Viehbestand zu sichern und behutsam zu vermehren.
Wenige Jahre später zählte der Viehmarkt von Léré zu den größten Malis. Das Projektgebiet ist die bedeutendste Produktionsregion von Kleinvieh (Schafen und Ziegen) in Mali. Der grenzüberschreitende Viehhandel nach Mauretanien und nach dem Senegal hat ein zuvor unbekanntes Ausmaß angenommen. Die Viehzucht sichert nicht nur die Subsistenz, sondern ist auch wieder zu einer wesentlichen Einnahmequelle des Gebietes geworden.
Druckversion als PDF als runterladen
Stand: 07/2011
|
|
|