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Kleinbewässerung
Mali will sich mit Grundnahrungsmitteln selbst versorgen, dazu gehört der Reis. Die malische Reisproduktion deckt bislang nur einen Teil des nationalen Verbrauchs ab. Die Produktionskosten in Thailand oder Vietnam liegen zwar deutlich niedriger als im Sahel, dennoch ist Mali ist gegenüber Reisimporten aus Asien grundsätzlich wettbewerbsfähig. Die Liberalisierung der Märkte und der Rückzug des Staates aus Produktion und Vermarktung haben in den letzten fünfzehn Jahren die malische Wettbewerbsfähigkeit verbessert.
Der Schwerpunkt des malischen Interesses liegt im sogenannten Office du Niger, einem in der Kolonialzeit angelegten zusammenhängenden Bewässerungsgebiet von mehr als einhunderttausend Hektar Ausdehnung, das vom Staudamm bei Markala (nördlich von Segou) aus per Schwerkraft bewässert wird. Hier entstehen zwar hohe Kosten bei der ersten Investition und beim laufenden Unterhalt, doch die werden vom Staat bzw. ausländischen Gebern übernommen und schlagen deshalb auf die betriebswirtschaftliche Rechnung der kleinbäuerlichen Betriebe nicht durch.
Neben dem Office du Niger hat sich die malische Regierung seit einigen Jahren aber auch den dezentralen, arbeitsintensiven und nachhaltigen Ausbau der kleinbäuerlichen Bewässerungslandwirtschaft (irrigation de proximité) zum Ziel gesetzt. Das landwirtschaftliche Potenzial an den Ufern der Flüsse Niger, Senegal und Bani ist nämlich groß genug, um nicht nur die Binnennachfrage zu decken, sondern Reis auch für die Nachbarländer zu produzieren. Die deutsche Seite unterstützt Mali dabei durch das Vorhaben Programme d’Appui au Sous-Secteur Irrigation de Proximité (PASSIP).
Das Programm Mali-Nord ist seit Ende 1995 dabei, das Bewässerungspotenzial im Binnendelta des Niger zu erschließen. Von 1996 bis 1999 haben im Rahmen der Nothilfe fünf ECHO-Programme mit einem Volumen von insgesamt drei Millionen Euro die ersten arbeitsintensiven Maßnahmen zur Kleinbewässerung finanziert. Von 2000 bis 2010 standen dann im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) die Mittel für ein zusammenhängendes, langfristiges Vorhaben der Kleinbewässerung zur Verfügung, insgesamt knapp zwanzig Millionen Euro. Kanadische und deutsche Mittel werden dieses Programm bis mindestens 2017 weiter finanzieren. Bis 2011 sind 13.000 Hektar Bewässerungsfläche entstanden, bis 2017 sollen daraus mehr als 20.000 Hektar werden.
Zwei Typen von Anlagen werden gefördert: périmètres irrigués villageois (PIV), Bewässerungsfelder von je rund 40 Hektar Ausdehnung, die mit Motorpumpen bewässert werden, zum einen und Überschwemmungsflächen in Bodensenken zum anderen, bei denen Einlassbauwerke eine halb kontrollierte Bewässerung erlauben. Beide Typen von Anlagen werden von den Nutzern weitgehend selbst erstellt, unterhalten und betrieben.
Bei beiden Arten von Anlagen erledigen Unternehmer und lokale Maurer lediglich die Betonarbeiten. Die Bauern (und künftigen Nutzer) selbst übernehmen die Erdarbeiten. Die Nutzer leisten dadurch einen erheblichen Eigenbeitrag. Das hat nicht nur Einsparungen bei den Investitionsmitteln zur Folge, sondern stärkt auch die Identifizierung der Zielgruppe mit dem Vorhaben (ownership).
Das Programm Mali-Nord arbeitet bei der Konzeption und Begleitung des Vorhabens mit dem staatlichen Beratungsdienst für die Landwirte eng zusammen. Die Planung aller Maßnahmen ist mit dem Landwirtschaftsministerium sowie mit dem Programmbeirat aus Notablen der Region abgestimmt. Der jährliche Investitionsplan wird mit den betroffenen Nutzern, Gemeinden, Kreisen und der Region Timbuktu aufgestellt.
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