|
Überschwemmungsgebiet
Von November bis Januar präsentiert sich das Binnendelta des Niger als eine Wasserlandschaft, die sich vom Lac Débo bis Timbuktu erstreckt. Sobald das Binnendelta sich vollgesogen hat, ergießen die Fluten sich in nordöstlicher Richtung und überschwemmen die Seensysteme des Nordens (zone lacustre). Auf dem Satellitenbild der NASA sieht man links unten den Lac Horo, rechts daneben den Lac Fati, in der Mitte das bei Goundam sich bündelnde System von Lac Tele (Mitte) und Lac Faguibine (oben links).
Die Flora passt sich den amphibischen Bedingungen an. Bei hohem Wasserstand ist alles von Wasserpflanzen übersät, dann trocknet das flache Flussbett allmählich aus und die Dünen prägen wieder die Landschaft.
Um die Wassermassen des Niger im großem Stil durch Deiche zu bändigen und die weiten Flächen mit Hilfe großer Wehre kontrolliert zu überschwemmen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Das Deichsystem des Lac Horo ist ein Beispiel für eine solche Investition. Hier war die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) lange vor dem Programm Mali-Nord engagiert. Das staatliche Management, die Größe der Investition, der stete Aufwand für die Instandhaltung, die meist unterbleibende Bildung von Rücklagen, die Vielzahl der Nutzer, sind die wesentlichen Gründe, warum solche System sich nicht selbst tragen, notleidend werden und nachfinanziert werden müssen.
Manche frühere Seen sind völlig trocken gefallen, etwa die Nebenseen des Lac Faguibine, andere dienen heute im Wesentlichen als Anbaufläche für Wassergras (bourgou) und in der trockenen Zeit als Weideland, so der Lac Télé. Die großen bewirtschaftbaren Seen, allen voran der Lac Horo, werden vor allem für den Anbau von Nachflutkulturen genutzt: Süßkartoffeln, Zwiebeln, Mais, Sorghum, Kürbis, Pasteken und Bohnen.
In den großen Bodensenken (Maren) in der Nähe des Flusses wird von jeher entweder Schwimmreis (riz flottant) angebaut er verträgt je nach Varietät bis zu vier Meter Wassertiefe oder bourgou. Die Kolonialverwaltung regelte die Besitz- und Nutzungsverhätnisse für die rizières (Reisparzellen) der Bauern anders als für die bourgoutières (Wassergrasparzellen) der Viehhalter. Das schafft heute Konflikte, wenn der Nutzungszweck sich ändert.
Beide Kulturen bedürfen beständiger Pflege, um sich zu regenerieren. Die beiden großen Saheldürren (1974 und 1983) führten zu einem starken Rückgang von Schwimmreis und Wassergras im Flusstal des Niger. Den Anbau von Schwimmreis (oder Tiefwasserreis) zu fördern, war und ist eines der Anliegen des Programms Mali-Nord. Die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in diesem Raum hängt wesentlich von den Ernteerträgen des Schwimmreises ab.
Im Überschwemmungsgebiet finden sich an den Ufern des Flusses Niger und seiner Seitenarme ausgedehnte plane Flächen mit sedimentreichen Böden, die wegen des zurückgegangenen Wasserstands des Niger nicht mehr überschwemmt werden. Dies war einer der Hauptgründe für die saisonale Abwanderung der arbeitsfähigen Bevölkerung und die zunehmende Verarmung im Binnendelta.
Diese ebenen Flächen sind für schweren maschinellen Einsatz eher ungeeignet, lassen sich mit einfachen Mitteln aber relativ leicht herrichten und mithilfe von Motorpumpen bewässern. Um das von Seitenarmen des Niger durchzogene Gebiet überhaupt zugänglich zu machen (désenclavement), bedurfte es einiger Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere in Pontonfähren.
Das Potential des Überschwemmungsgebiets für die kleinbäuerlichen Nutzer(innen) zu erschließen und dadurch die wirtschaftliche Entwicklung der Region anzukurbeln, ist das Hauptanliegen und Erfolgsrezept des Programms Mali-Nord.
Druckversion als PDF als runterladen
Stand: 07/2011
|
|