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Städte und Märkte
Städte und Märkte sind die Knotenpunkte des weitläufigen und dünnbesiedelten Projektgebiets, Léré ist die einzige Stadt in dessen Westen und zugleich die einzige Stadt der Region, in der Tuareg die deutliche Mehrheit der Bevölkerung darstellen. Die anderen Städte von Bedeutung liegen weiter östlich und dicht beieinander: Niafunké, Goundam, Diré und Timbuktu. Dort setzt sich die städtische Bevölkerung mehrheitlich aus Sonrai und Bellah zusammen.
Niafunké und Diré liegen direkt am Ufer des Niger. Goundam und Timbuktu sind durch relativ gute Pisten mit ihnen und miteinander verbunden. Die großen Wochenmärkte finden sich durchaus nicht nur in den größten Städten, sondern an den geographisch günstigsten Punkten. Das kleine Dorf Attara am Niger ist dafür ein beredtes Beispiel. Hier landen viele Boote aus Mopti und bringen die Ware aus dem Südosten. Hierher strömen allwöchentlich zugleich die Pickups aus Mauretanien, beladen mit billigen Industriewaren, Lebensmittelkonserven und Zigaretten aus aller Herren Länder: Kondensmilch aus Holland, Marmelade aus Belgien, Cola in Dosen aus Dubai, Metallgeschirr aus Indien, Haushaltswaren aus China, Acryldecken aus Korea, die über Nouakchott ins Land kommen.
Die Wochenmärkte sind in Malis Norden die wichtigsten Treffpunkte. Deshalb kennt bereits jedes Kind die Wochentage der großen Märkte: Attara (am Donnerstag), Léré (am Freitag), Tonka (am Sonntag), Saraféré (am Montag), Diré (am Dienstag) usw.
Es sind die foirins, die Markthändler, die diese Märkte verbinden. Sie decken in der Regel jede Woche immer die gleichen drei Märkte ab und brauchen zwischendurch eine Verschnaufpause, um die neue Ware aus Mopti oder Mauretanien heranzuschaffen. Angesichts der großen personellen Kontinuität sind Kreditgeschäfte kein Problem. So lässt ein mauretanischer Händler seine Waren gerne einem oder mehreren Kleinhändler(inne)n vor Ort, die diese im Laufe der Woche verhökern. Eine Woche später wird Kasse gemacht.
Die Märkte sind zugleich der wichtigste Ort öffentlichen Austauschs zwischen Nomaden und Sesshaften, zwischen dem Viehmarkt (Rinder, Schafe und Ziegen, an der Peripherie auch Kamele) und dem Markt mit den Früchten des Ackerbaus (Hirse, Reis, Hülsenfrüchte, Gemüse).
Frauen spielen auf allen Märkten eine große Rolle. Neben Getreide, Gemüse und Trockenfisch verkaufen sie die von ihnen selbst hergestellten Waren: Matten (in fast unvorstellbaren Mengen) und Töpferwaren.
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Stand: 01/2012
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