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Frauenarbeit
Die Frauen der Sonrai treiben Gewerbe (z. B. Herstellung von Ziegelsteinen in Goundam oder M'Bouna), Handwerk (z. B. Anfertigung der reich verzierten Matten) oder dörflichen Klein- und Straßenhandel; äußerst aktiv sind sie im Gartenbau oder bei der Aufforstung. Sie sind in kleinen Gruppen organisiert, die oft eine politische Einfärbung haben. Sonrai-Frauen haben im Projektgebiet den bei weitem höchsten Bildungsgrad. Unter ihnen finden sich zahlreiche Lehrerinnen und Schulleiterinnen. Solche gebildete Frauen dominieren die Gruppen.
Viele Tuaregfrauen haben in den Flüchtlingslagern zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ausbildung erhalten, typischer Weise in der Herstellung von Seife, im Färben von Stoffen, Stricken, Häkeln und Nähen oder in Lederarbeit. Aus den Flüchtlingslagern haben sie auch das Prinzip der genossenschaftlichen Arbeit mitgebracht. Tuaregfrauen sind bekannt für ihre reich geschmückten Lederarbeiten: Zelte und Kissen, Satteltaschen und Zaumzeug für Kamele. Mit ihren Produkten versorgen sie die ländlichen Märkte. In modernen Berufen arbeiten sie als Hebammen, zuweilen (selten) auch als Krankenschwestern oder als Lehrerinnen.
Die maurischen Frauen neigen (ähnlich wie die Männer) zum Kleinhandel. Traditionell fertigen sie Kleinmöbel für die Ausstattung ihrer Zelte an (Regale, Körbe, Wiegen usw.), sie sind berühmt für die Teppiche und verzierten Matten, die sie aus Binsen oder Hölzern und feinstem Lederband weben. Dieses traditionelle und kunstvolle Handwerk haben die Frauen nach dem Ende der Rebellion wieder aufgenommen. In den Flüchtlingslagern sind sie daneben mit den gleichen Arbeiten vertraut geworden, wie die Tuaregfrauen.
Die Frauen der Fulbe verarbeiten und verkaufen (oft in kleinen Gruppen mit Kalebassen auf den Köpfen, die überall im Projektgebiet das Straßenbild mitprägen) die Milch ihrer Kühe. Sie flechten die großen mehrfarbigen Matten, aus denen die Hangars der Fulbe bestehen. Fulbefrauen haben nur selten eine Schulbildung genossen.
Die lebhaften Frauen der Bellah produzieren fast alles, was es in der Region von Timbuktu an Waren gibt, vor allem die Körbe, Deckelschüsseln, Fächer und Matten aus den Blättern der Doum-Palme. Sie dreschen und worfeln das Korn und sie zerstoßen es in den großen hölzernen Mörsern. Diese Arbeit (wie das Wasserholen) teilen sie freilich mit den Frauen aller Volksgruppen in Mali. Im Projektgebiet spinnen die Bellah-Frauen die Baumwolle für die Anfertigung der maurischen Zelte. Das Weben der Baumwollbänder ist dagegen Männersache.
Das Programm hat für alle der genannten Tätigkeiten (und andere) weit mehr als einhundert Frauengruppen finanzielle Starthilfen in Form verlorener Zuschüsse gewährt, sie durch Ausbildungs- oder Finanzierungshilfen gefördert, um auf diese Weise die Anzahl der Gewerbe treibenden Frauen zu erhöhen, die Frauen fachlich zu stärken oder die wirtschaftliche Stellung der Gruppen zu sichern.
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Stand: 07/2011
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