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June 2003 Jedes Jahr vollzieht sich im Norden Malis ein dramatischer Umbruch, wenn die Trockenzeit endet. Die Herden sind ausgemergelt, wenn die ersten grossen Regen fallen und sich der Boden in schweren Schlamm verwandelt, aber Nahrung noch nicht zu finden ist. In diesen ersten Wochen sterben die kranken und die schwachen Tiere. Man kennt den Anblick der Tierkadaver auf den Weiden um diese Zeit. 2002/2003 war ein Jahr der Duerre. Mit wem man auch spricht: dieses Jahr glich dem Jahr der grossen Sahelduerre von 1984/85. Aberhunderte von Tierkadavern liegen im Juni dieses Jahr kamen die Regen besonders frueh - auf den inzwischen zartgruenen Weiden entlang der Piste von Nampala nach Léré (Bild 1). Ein unertraeglicher Verwesungsgeruch steht ueber der Landschaft. Herden von einhundert Rindern sind auf die Haelfte der Tiere geschrumpft. Die Viehhirten haben die geschwaechten Rinder oft auf Eselskarren geladen und zum Brunnen gefahren. Ilhada, ein Mitarbeiter des Programms Mali-Nord stammt aus einer Viehhalterfa-milie: Ich kenne einen Hirten, der von dreihundert Schafen in seiner Herde einhundertzwanzig hat verenden sehen. In einer anderen Schafherde haben von zweihundert Schafen nur fuenfzig ueberlebt. Nach den ersten Regen beginnt auch die Arbeit auf den Feldern. Auf dem Weg von Attara nach Niafunke sieht man die Bauern dabei, Stuecke von Land zu pfluegen, die sie in diesem Jahr bestellen wollen. Ein Zugbulle hat etwa einen halben Hektar umgepfluegt, dann bricht er vor Schwaeche zusammen. Er wird auf der Stelle und unter sengender Sonne notgeschlachtet, gehaeutet und ausgenommen (Bild 2). Auch auf der rechten Flussseite des Kreises von Niafunké hat es bereits mehrfach geregnet. Hier und da sieht man bereits Bauern mit Ochsengespannen pfluegen, auf Bild 3 fuer den An-bau von Hirse. Zu Recht nennt man dies hier Duenenlandwirtschaft. Fuer jedes neu hergerichtete Bewaesserungsfeld ist auch der Bau eines Brunnens vorgesehen. An die Stelle der traditionellen Bauweise solcher Brunnen ist in diesem Jahr eine neue Technik getreten, die mehr Schutz gegen die hohe Bodenfeuchtigkeit ueber den groesseren Teil des Jahres gewaehren soll: Die Betonringe werden vorgefertigt und spaeter abgelassen. Besonderer Wert wird auf die Fertigung der buses de captage (den Wassereinzug) gelegt (Bild 4). Wegen der Duerre sind in der Trockenzone um Lere (in dem Gebiet also, das der Niger nicht ueberflutet) zwischen Maerz und Juni 2003 aus Mitteln der Nahrungsmittelnothilfe des Bun-desministeriums fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) insgesamt mehr als zwei tausend Tonnen Hirse beschafft worden. Achthundert Tonnen davon wurden zu dem um diese Zeit ueblichen Preis verkauft. Von den Erloesen dieser Verkaeufe entsteht nun in Lere ein Getreidemarkt (Bild 5). Dieser Markt soll in Zukunft die Nahrungsmittelversorgung in diesem Gebiet nachhaltig verbessern. |
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