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Januar 2009
Im Sektor Gourma-Rharous, kurz hinter Didi, oestlich von Korioume, dem Hafen von Timbuktu, etwa an der Stelle, an der Heinrich Barth Ende April 1854 vermerkt: „Grosse Feigenbaeume“ und „Wilde Schweine“, liegen die Bewaesserungsfelder von Kano. Sie sind im Rahmen des Programms Mali-Nord entstanden. Ein Teil des Feldes ist jetzt zur Erntezeit vom Fluss so weit ueberflutet, dass die Schnitter bis zur Taille im Wasser stehen und die geschnittenen Aehren auf einer Piroge ablegen, die sie mit sich fuehren (Bild 1).
Weiter oestlich in Samar, genau gegenueber von Rharous, liegt das Bewaesserungsfeld etwas hoeher, aber auch hier stehen die Schnitter noch bis zum Knie im Wasser (Bild 2). Hier hat der Niger zur Jahreswende eine Breite von etwa einem Kilometer (Bild 3). Wer keine Pirogen besitzt - die typischen schmalen Nigerboote, die man mit langen Bambusstangen stakt -, kann sich weder fortbewegen noch ernten. Deshalb zaehlen die Boote zu den Begleitinvestitionen des Programms Mali-Nord. Eine Piroge à drei Tonnen kostet samt Transport bis Rharous achthundertzwanzig Euro, davon zahlen die Nutzer die Haelfte.
Die Ufer des Flusses haben sich hier in eine einzige Erntelandschaft verwandelt, ueberall wird gedroschen (Bild 4). Wo die Ernte bereits eingebracht ist, wie gleich nebenan in Cherifen, beginnen die Aufraeumarbeiten. Hier werden die schweren Druckschlaeuche am PIV von Cherifen gewaschen, fuer die naechste Saison eingerollt und ins Lager gebracht (Bild 5).
Im Sektor von Gourma-Rharous sind im Rahmen des Programms Mali-Nord in den vergangenen neun Jahren mehr als eintausend Hektar neues Bewaesserungsland hergerichtet worden. Heute werden knapp zwei Drittel dieser Flaeche genutzt, in den vier anderen Sektoren des Programms Mali-Nord sind es 95 %. Die Ertraege liegen im Schnitt immerhin ueber fuenf Tonnen pro Hektar (in den anderen Sektoren bei sechs Tonnen). Fuer manche Kenner dieses Landstrichs ist dies wegen der Ernaehrungssicherung bereits ein grosser Erfolg. Das Ergebnis bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurueck und rechtfertigt keine weiteren Investitionen in neue Flaechen. Deshalb wird sich die deutsche Seite in Zukunft aus Gourma-Rharous zurueckziehen und im Jahr 2009 nur noch bereits geschaffene Flaechen konsolidieren.
Kurz vor Korioume, hatte Heinrich Barth am 4. September 1853 vermerkt: „Ausgedehnte Ueberschwemmungen“. Die sieht man heute aus der Luft: Wasser und Inseln, so weit man schauen kann. Das Foto zeigt die Stelle, wo der Tessakant kurz vor Toya in den Niger einmuendet (Bild 6). Die Felder links und rechts zaehlen zu zwei der grossen Bewaesserungsanlagen im Sueden von Timbuktu, die rechteckigen Felder in der Mitte zu den mehr als 350 kleinbaeuerlichen Feldern, die im Rahmen des Programms Mali-Nord entstanden sind.
Tief im Gourma selbst, etwa hundert Kilometer vom Ufer des Niger entfernt, einer rollenden Weide- und Duenenlandschaft, nimmt das Wasser in den Maren bereits deutlich ab. In dieser kleinen Siedlung am Rande eines ausgedehnten Waldes (Bild 7) leben Bellah und Tuareg mit ihren Ziegen, Schafen, Rindern, Esel und Kamelen friedlich mit den knapp 600 Elefanten zusammen, die sich ueber den groesseren Teil des Jahres hier aufhalten.
Zur Foerderung der nationalen Einheit im Rahmen kultureller Vielfalt hat Mali nach der Unabhaengigkeit eine kulturelle Biennale ins Leben gerufen. In einem Prozess von unten nach oben (Dorf, Landgemeinde, Kreis, Region, Nation) nehmen Gruppen von jungen Kuenstlern an Wettbewerben und Auswahlverfahren teil (Tanz, Theater, Musik), die schliesslich in einen nationalen Wettbewerb muenden, die „Biennale de la Culture“. Hier wetteifern die acht Regionen Malis um die Preise.
Zum vierten und letzten Mal hat das Programm Mali-Nord (als einziger Geldgeber) im Jahr 2008 die Region Timbuktu dabei unterstuetzt. Im Dezember 2007 begann der Wettbewerb mit der „lokalen Woche“ in den fuenf Kreisen der Region Timbuktu. Zu Ostern 2008 nahm er mit der „regionalen Woche“ in Timbuktu seinen Lauf. Den Schlusspunkt setzte die „Kulturbiennale“ auf nationalem Ebene Ende Dezember 2008 in Kayes. Zum ersten Mal ging Timbuktu aus diesem Wettbewerb als Siegerin hervor.
Die finanzielle Foerderung des Programms Mali-Nord hat den beteiligten Gruppen unter anderem ermoeglicht, vor dem Ereignis ihre Stuecke einzustudieren. Das Foto zeigt die Musikgruppe beim Ueben im Jugendzentrum von Timbuktu (Bild 8). Sie wurde Zweiter. Befriedung und ethnischer Ausgleich zaehlen zu den Zielen des Programms Mali-Nord. Kultur ist eines der besten Vehikel dafuer. Kulturfoerderung hat ihren Platz. Kultur ist die Seele der Entwicklungszusammenarbeit.
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