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April 2007
Das Forum von Kidal
Zwischen dem 22. und 24. Maerz fand in Kidal, Malis noerdlichster Region, ein Forum statt, das auf hoechster politischer Ebene die Entwicklung der drei Nord-Regionen zum Gegenstand hatte. Anlass fuer dieses Forum war die offizielle Beilegung der erneuten Tuareg-Rebellion vom 23. Mai 2006, in deren Zuge sich seit Jahren in die malischen Streitkraefte integrierte fruehere Rebellen der Iforas (Tuareg des Adrar) mehrere Garnisonen in Menaka, Tessalit und Kidal ueberfallen hatten und sich mit den erbeuteten Waffen und Fahrzeugen in den unwegsamen Thigharghar, einen Gebirgszug im Norden Kidals, zurueckgezogen hatte. Von dort aus forderten Sie einen neuen Pakt fuer den Norden.
Laesst man alle Spekulationen zur Seite, welche Entwicklung seitdem welchen Interessen gedient hat, laesst sich festhalten: Algerien hat die Rolle des Vermittlers und besorgten grossen Nachbarn im Norden uebernommen und erfolgreich gespielt. Grund fuer den Aufstand der Iforas war nicht die mangelnde Entwicklung im Norden (gerade Kidal kann sich nicht beklagen), sondern ihre zunehmende Marginalisierung auf ihrem eigenen Territorium. Das wollten sie nicht hinnehmen, sondern ihren Platz als Para-Souveraen des Adrar behaupten und unterstreichen. Das gilt offenbar ebenso fuer die alten feudalen Kraefte wie fuer die juengeren Kraefte der bewaffneten Rebellion von 1989-1995.
Es dauerte weit weniger lange, ein Abkommen ueber die Beilegung des bewaffneten Konflikts zu schliessen (das Abkommen von Algier wurde bereits im Juli 2006 unterzeichnet) als die Modalitaeten der Amnestie, der Rueckkehr nach Kidal, der Waffenrueckgabe sowie der Eingliederung der Rebellen in neue, gemischte Einheiten der Streitkraefte zu vereinbaren. Dem malischen Staat und den Aufstaendischen ging es wesentlich darum, das Gesicht zu wahren. Mit dem Forum von Kidal fand man dafuer den passenden nationalen und internationalen Rahmen. Das ist die „historische Dimension“ dieser drei Tage.
Die Formel „Entwicklung des Nordens“ (statt Entwicklung von Kidal) sollte an den „Pacte National“ (1991) und den Runden Tisch von Timbuktu (1995) anknuepfen. Der Planminister legte mit Hilfe der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (UNDP) einen innerhalb von zehn Tagen zusammengestellten (also mit heisser Nadel gestrickten) Zehn-Jahres-Plan fuer die Entwicklung des Nordens (2007 bis 2016) vor, der den Investitionsbedarf fuer 39 prioritaere Projekte auf FCFA 561 Milliarden (EUR 855 Millionen) beziffert. 74% davon seien noch einzuwerben, steht in dessen Vorwort.
Diese Planungen waren fuer die zahlreichen Funktionaere von Interesse, die an den ersten beiden Tagen an den Arbeitsgruppen teilgenommen hatten. Die anwesenden Vertreter der internationalen Gebergemeinschaft gingen mit keinem Wort darauf ein. Wirkliche Planung sieht anders aus und reale Vorhaben werden anderswo verhandelt.
Der Ablauf des Forums war fuer Mali in vieler Hinsicht bezeichnend: Den Lufttransport uebernahmen die algerische Luftwaffe mit vier Flugzeugen und die amerikanische Luftwaffe mit einer Herkules 130 J (Bild 1). Diese brachte die malische Regierung und das diplomatische Corps nach Kidal und zurueck.
In Kidal bereiteten die Iforas der Delegation von Regierung und Diplomaten einen grossen Empfang. Hierzu zaehlt traditionell die Begleitung der Fahrzeuge durch Kamelreiter (Bild 2).
Die Veranstalter hatten das Fussballstadion als Tagungsstaette ausgewaehlt und dort von den Frauen der Region ein Zeltlager errichten lassen (Bild 3).
Nach Ankunft der Delegation uebernahm der malische Premierminister, Ousmane Issoufi Maiga (Bild 4 von links nach rechts: der Buergermeister von Kidal, der Planminister, der Premierminister, der Gouverneur von Kidal), die Leitung der Veranstaltung kompetent und energisch.
Am Forum nahmen teil: ein Dutzend Minister, Mitglieder der Nationalversammlung und der Regionalversammlungen, das Diplomatische Corps, Vertreter von internationalen Organisationen, Projekten und NRO, Buergermeister, Gemeinderaete, traditionelle Chefs und sonstige Vertreter der Zivilgesellschaft (Bild 5).
Die Erklaerung der EU, der Schweiz, der USA und Kanadas, trug der Deutsche Botschafter in Bamako vor, Dr. Reinhard Schwarzer (Bild 6).
Zur Schlussveranstaltung am Samstag den 24. Maerz flog der malische Staatspraesident, General Amadou Toumani Toure (ATT) aus Bamako ein. In seiner Gegenwart und vor der gesamten malischen Nation, denn das Ereignis wurde live vom Fernsehen uebertragen, verlas der Fuehrer der Rebellion, Iyad Ag Ghali, seine Friedenserklaerung (Bild 7).
Der Staatspraesident setzte mit seiner Rede (Bild 8) den Schlusspunkt unter diese symbolische Veranstaltung und dankte insbesondere Algerien fuer seine vermittelnde Rolle.
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