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Dezember 2010
Die Stadt Diré, rund 100 km suedwestlich von Timbuktu, ist wegen ihrer strategischen Lage direkt am Ufer des Niger die Drehscheibe des Programms Mali-Nord im Binnendelta. Kein anderer malischer Landkreis hat ein vergleichbares Potential fuer die Kleinbewaesserung. Hier richteten die Franzosen in den 1920er Jahren ihr erstes „Office du Niger“ ein. Die Fluten des Niger liessen sich in dem flachen und weitlaeufigen Gelaende jedoch nicht aufstauen. So verlagerten sie ihr „Office“ in den 1930er Jahren nach Markala.
Der Aufschwung der Kleinbewaesserung in Diré begann mit den beiden Sahelduerren der 1970er und 1980er Jahre. Bei den gesunkenen Wasserstaenden liessen sich die flachen, ufernahen frueheren Ueberschwemmungsflaechen mit Hilfe von Motorpumpen leicht bewaessern. Nur bedurfte der Betrieb von Motorpumpen technischer Kenntnisse, regelmaessiger Wartung und periodischer Ueberholung. Daran mangelte es und die ersten Generationen von importierten Motorpumpen lebten nicht lange.
Das Programm Mali-Nord ist seit sechzehn Jahren in der Kleinbewaesserung engagiert und fand vor Ort die Garage de Mécanique Agricole (GMA) von Herrn Boubacar Ba vor. Diese hat zunaechst eher spontan, spaeter systematisch die erste Grundausbildung und alljaehrliche Weiterbildung der inzwischen fast eintausend Pompistes (Pumpenwaerter) besorgt. Die GMA ueberwacht auf Inspektionsreisen im Gelaende den Betrieb der Motorpumpen und versucht, die Bauern davon zu ueberzeugen, dass bei Treibstoff, Oel, Filtern und Ersatzteilen das Billigste am Ende oft das Teuerste ist. Nur Qualitaet zahlt sich aus. Die Versorgung mit Austausch-Motoren und -Pumpen, Ersatzteilen und Zubehoer sichert seit einigen Jahren das Programm Mali-Nord in Diré (siehe dazu Aktualitaet Maerz 2010). Das Ergebnis ist bemerkenswert: In der vergangenen Anbausaison kam es auf keinem der mehr als vierhundert Bewaesserungsfelder, die im Rahmen des Programms Mali-Nord ausgebaut wurden und betreut werden, zum Ausfall einer Motorpumpe.
Aus- und Fortbildung sind oeffentliche und investitionsnahe Aufgaben. Die uebernimmt das Programm Mali-Nord aus Mitteln der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ). Wartung und Reparatur liegen im unmittelbaren Interesse der Bauern, die zahlen sie selbst.
Die im Dezember 2010 fertig gestellte und abgenommene Wartungs- und Ausbildungswerkstatt in Diré ist nach dem Komplex Mali-Nord die zweite erhebliche Investition in die Nachhaltigkeit der Kleinbewaesserung. Es hat mehrere Jahre gedauert, die richtige Formel fuer diese Kombination von oeffentlichem Eigentum und privatem Betrieb zu finden. Die Pruefung des Investitionsvorhaben IPRODI I (2009 und 2010) beschaeftigte sich ausfuehrlich mit der GMA und machte den Weg zu deren Realisierung frei. Die Investitionskosten beliefen sich insgesamt auf rund eine halbe Million Euro.
Die GMA nimmt ein 40 mal 50 Meter grosses Areal am nordoestlichen Rand von Diré ein. Das Gelaende ist von einer 2,20 Meter hohen Mauer umschlossen, das Eingangstor zeigt nach Osten. Die Anlage besteht aus zwei Gebaeuden: einem Werkstattgebaeude im Norden und einem Unterstand fuer Container und PKW sowie Reparaturplaetze im Sueden. Ein Wasserbecken zum Testen und Vorfuehren der Motorpumpen ist in der Mitte angeordnet.
Beide Gebaeude sind nach dem gleichen modularen Stahlbausystem konstruiert. Das durchgaengige Achsmass von drei Metern eignet sich fuer alle Funktionen: Werkstatt, Buero, Container- und PKW-Ueberdachung. Die modulare Bauweise ergibt viele gleiche Bauteile, die effizient und kostenguenstig von dem Stahlbauunternehmen in Koulikoro vorfabriziert werden konnten.
Die Gebaeude haben einen grossen Dachueberstand, um die Fassaden zu verschatten, einen Sonnenschutz auf der hohen Seite des Pultdaches und eine luftdurchlaessige Fassade. Alle Fassaden, die zur Strasse zeigen, sind gleichzeitig Teil der Einhegung der Gebaeude und Raumabschluss. Sie bestehen aus einem 80 Zentimeter hohen Sockel aus Zementsteinen und einer darueber liegenden Wand aus luftdurchlaessigen Formsteinen.
Das Stahlbauunternehmen INACOM hat beim Bau der GMA erneut seine technischen und organisatorischen Qualitaeten bewiesen. Die Planung (Architekt: Wieland Schmidt, Muenchen) war durchdacht und gut detailliert. Sie liess kaum Fragen offen, die sich bei der Entfernung nur schwer haetten klaeren lassen. Bei der technischen Ausstattung stand die Motorenfabrik HATZ mit Rat und Tat zur Seite. In Diré findet sich heute eine vereinfachte und auf das Wesentliche reduzierte Version von deren Ausbildungswerkstatt. Malische Techniker installierten manches zum ersten Mal in ihrer Berufslaufbahn, etwa die moderne Druckluftanlage von BOGE, Bielefeld. Bei der offiziellen Eroeffnung der GMA, Mitte Februar, wird Gelegenheit sein, ihnen allen zu danken.
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