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Juni 2007
Ein intensiver Wettlauf mit der Regenzeit findet jedes Jahr im Mai/Juni statt, und zwar nicht so sehr bei den Arbeiten auf den Feldern, als um den Transport, die Montage und die Installation der Motorpumpen. In diesem Jahr erwarteten wir 28 neue Pumpaggregate, ausgeruestet mit 3-Zylinder-Diesel-Motoren der bayerischen Motorenfabrik Hatz des Typs 3 M 41 und mit italienischen Pumpen von Rovatti des Typs F23 SN 200. Pumpkapazitaet: 480 Kubikmeter Wasser pro Stunde bei einer Hubhoehe von bis zu 10 Metern, das reicht fuer vierzig Hektar Bewaesserungsflaeche.
In einen 20-Fuss-Container passen vier Motorpumpen (inkl. fahrbarem Untergestell, Ansaug- und Druckschlauch). Die Lieferung bestand deshalb aus sieben Containern. Hinzu kam ein achter Container mit 31 Ersatzmotoren von Hatz ( Ein-, Zwei- und Drei-Zylinder).
Die Container liefen von Passau nach Bremerhaven und von dort am 27. April auf einem Containerschiff weiter nach Dakar. Bis zum Hafen von Dakar sind die Termine meist zuverlaessig, die Schiffspassage dauert nur zehn Tage.
Die grosse Unsicherheit besteht zwischen Dakar und Bamako. Eine Eisenbahnlinie aus der Kolonialzeit verbindet beide Staedte auf einer Strecke von knapp 1.400 km und die Waggons rollen im Industrieviertel von Bamako in ein modernes Containerterminal. Der Transport sollte eine Sache von wenigen Tagen sein, meint man, aber weit gefehlt.
In der Regenzeit werden Jahr fuer Jahr die Gleise unterspuelt. Das fuehrt zu Unterbrechungen und zu schweren Unfaellen. Deswegen legten wir groessten Wert auf die sofortige Verladung.
Sieben Container waren denn auch drei Wochen nach ihrer Ankunft in Dakar weiter gerollt, einer blieb aus unerfindlichen Gruenden stehen. Dauernde Interventionen des Versenders fuehrten schliesslich zum Erfolg, auch er erreichte Bamako per Bahn.
Rund EUR 2.500 kostet der Transport eines Containers auf dem langen Weg von Passau ueber Bremerhaven und Dakar nach Bamako (LkW, Schiff, Bahn). Der Transport auf dem kurzen Weg von Bamako nach Dire (nur LkW), Distanz 950 km, kostet fast ebensoviel.
In Richtung Dire (Timbuktu) gibt es eben keine Strasse und die rund 400 km Piste bergen hohe Risiken. Von den acht LkW waren sechs im Schnitt eine knappe Woche unterwegs, zwei kamen gar nicht durch und blieben mit Achs- oder Gelenkwellenbruch im tiefen Sand stecken. Der Mechaniker Boubacar Bâ rueckte von der Werkstatt in Dire ein Mal mit 12 Mann nach Lere aus und das zweite Mal mit 16 Mann auf das Timbuktu gegenueber liegende Flussufer. Beide Male war die Ladung unter schwierigsten Umstaenden zu bergen und auf mehrere kleinere LkW (aus Dire) umzuladen.
Von Hand sind die Container auch dann zu entladen, wenn Sie Ihren Bestimmungsort erreicht haben, den grossen Hof der Garage de Mecanique Agricole (GMA) in Dire (Bild 1). Die schweren Packstuecke werden mit Hilfe der elektrischen Winde eines Gelaendewagens aus dem Container gezogen (Bild 2). Nach der Entladung werden die Aggregate von Hand montiert, vom fahrbaren Untergestell angefangen (Bild 3) bis hin zu den Druck- und Ansaugschlaeuchen (Bild 4), bis schliesslich die Motorpumpen fuer einen Sektor zusammengestellt sind (Bild 5: neun Motorpumpen fuer den Sektor Dire). Anschliessend werden sie im Dauerversuch getestet und vom Chef, Boubacar Ba, abgenommen (Bild 6). Schwierige und komplexe technische Vorgaenge werden bei einfachsten Mitteln mit Umsicht und Sachverstand angepackt und erledigt.
Der Container mit den 31 Ersatzmotoren befand sich auf einem der liegen gebliebenen LkW. Die Motoren mussten einzeln umgeladen werden und rollten so nach Dire (Bild 7). Sie werden ohne subventionierten Anteil zu realen Weltmarktpreis an die Nutzergruppen abgegeben.
Seit die Motoren bei der GMA auf dem Hof stehen, kann die baeuerliche Kundschaft mit eigenen Augen begutachten, was ihr da angeboten wird: ein Zwei-Zylinder-Motor kostet frei Dire FCFA 2,8 Mio. oder EUR 4.270,00 (Bild 8). Dies ist der erste Test, ob die reale Nachfrage haelt, was die muendliche Anfragen versprochen hatten.
In Dire ist in den vergangenen dreizehn Jahren ein Zentrum technischer Kompetenz entstanden. Dazu haben die GTZ und die KfW ebenso beigetragen wie die Motorenfabrik Hatz durch die Einsaetze ihres technischen Fortbilders, Herrn Didier Delobel. Die GMA ist der Stuetzpunkt fuer die Landtechnik in der Region von Timbuktu. Die inzwischen installierten rund 400 Motorpumpen lassen sich aber nicht durch Sachverstand allein instand halten und setzen. Auf Dauer braucht man dafuer auch Werkzeug, Geraete und eine vernuenftig ausgestattete Wartungs- und Fortbildungswerkstatt. An den Plaenen dafuer wird derzeit gearbeitet.
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