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Februar 2008
Februar und Maerz sind im Norden Malis die beiden Monate, in denen es auf Bewaesserungsfeldern nichts zu tun gibt; selbst das Reisstroh fuer das Vieh lagert bereits auf den Daechern im Dorf (Bild 1). Faehrt man um diese Zeit an den abgeernteten Reisfeldern vorbei, begegnet man jedoch immer wieder einzelnen Frauen bei der allerletzten Nachlese der Reisernte. Aus dem laengst ausgedroschenen und am Feldrand zurueck gelassenen Reisstroh laesst sich durch erneutes Worfeln immer noch Reis fuer eine Mahlzeit finden. Am Feld von Bande, im Sektor Koumaira, hat eine Frau fast einen ganzen Arbeitstag aufgewandt, um diese Menge auszusieben (Bild 2).
Zum Dreschen werden mehr und mehr Maschinen eingesetzt. Die Konkurrenz an Dreschmaschinen hat deutlich zugenommen, zum Vorteil der Bauern und Bäuerinnen. Letztes Jahr wurde für das Dreschen der Ähren einer Parzelle zwanzig Hohlmaße Paddy verlangt, dieses Jahr sank der Preis auf 15 Hohlmaße.
Auf den abgeernteten Reisfeldern weiden jetzt ueberall Rinderherden (Bild 3). Im Idealfall sollen pro Hektar zehn Tonnen organischer Duenger auf die Felder gebracht werden. „So viel Mist“, sagt der Bewaesserungsingenieur Nouhou Maiga, „ist in unserer Gegend beim besten Willen nicht zu finden.“ Aber jede mit dem Eselskarren aufgebrachte Ladung Dung erhoeht den Ertrag. „Die Leute holen den Mist in den Fulbe-Doerfern“. Noch hat der organische Duenger keinen Preis, denn im Gegenzug duerfen die Rinder der Fulbe auf den abgeernteten Feldern und in dem liegen gelassenen Reisstroh weiden.
Es war die fuenfte und erfolgreichste Reisernte (6,5 bis 8 Tonnen pro Hektar) der Frauen von N’Gorkou auf ihrem Bewaesserungsfeld Anfang Dezember. Penda Bore (Bild 4) und einige andere Frauen erzielten sogar 8,5 t/ha. Drei Gruende gaben den Ausschlag: Viele Fuhren Dung (aus den Doerfern der Fulbe im April herbeigeschafft), Bodenbearbeitung mit dem Pflug (weit tiefer als mit der Hacke) und die genaue Einhaltung des landwirtschaftlichen Kalenders (bereits Anfang Mai waren die Saatbeete angelegt). Hinzu kam die sehr gute Regenzeit in der Umgebung von N’Gorkou.
Im Kam, dort liegt das zweite Bewaesserungsfeld fuer Frauen im Sektor von Koumaira, fiel die Regenzeit dagegen spaerlich aus. Zudem erreichten die fuer die Saatbeete unabdingbaren Wasser des Niger erst drei Wochen spaeter als normal den Seitenarm. Hier lag die Ernte im Schnitt bei 6 t/ha. Statt der Sorte „BG“ (Reifezeit: 120 Tage) will man deshalb kuenftig „Nionoka“ (Reifezeit: 100 Tage) verwenden. Die Ertraege sind bei beiden Reissorten gleich.
Uebrigens lag im gesamten Sektor Koumaira (69 Bewaesserungsfelder) der Ertrag im Schnitt um die 6t/ha. Keine groessere Panne an einer der Motorpumpen hat die Anbaukampagne gefaehrdet. Die eingeuebte Wartung der Motorpumpen wirkt sich aus.
Die landwirtschaftliche Pause im Februar und Maerz wird auch dazu genutzt, einen Speicher (Bild 5) oder ein Zimmer fuer die geplante Hochzeit der Tochter anzubauen. Dazu dienen die waehrend der Regenzeit produzierten Lehmziegel (Bild 6).
Fuer das Jahr 2008 sind in diesem Sektor noch einmal zwoelf neue Bewaesserungsfelder geplant, neun davon finanzieren die Japaner. Maenner, Frauen und Jugendliche sind dabei, den Hauptkanal aufzuschuetten (Bild 7).
Am 10. Februar begegnen wir einer auf einen Eselskarren gebundenen Piroge (Bild 8). Eine Bozo - Familie zieht in ihr Heimatdorf Koma um. Dort entsteht dieses Jahr ein neues Bewaesserungsfeld (Finanzierung Japaner). Mann und Frau gehen zu Fuss, ein Kind traegt die Frau auf dem Ruecken. Das Boot bietet Platz fuer die anderen drei Kinder und die gesamte Habe der Familie: eine Blechkiste mit Decken und Kleidung, einige Kochtoepfe, eine Schuessel mit Reis, einige Matten und ein Fischernetz. An der armseligen Habe dieser Familie laesst sich der Lebensstandard ablesen.
Demba, so der Name des Mannes, kehrt mit seiner Familie nach Koma zurueck, um an der Herrichtung des Bewaesserungsfeldes teilzunehmen. Die Arbeiten haben vor fuenf Tagen begonnen. Jeder nicht selbst geleistete Arbeitstag ist mit 1.000 FCFA (=1,75 Euro) zu entgelten, wenn er sein Anrecht auf eine Parzelle sichern will. Fuer seinen Anteil an der Motorpumpe muss er bis Ende Mai 20.000 FCFA (= 30 Euro) aufbringen.
In den letzten Jahren hat Demba mit seiner Familie in Chirfila gelebt, einem Dorf, das bereits 2003 mit Hilfe des Programms Mali-Nord ein Bewaesserungsfeld ausgebaut hat. In dem angrenzenden Seitenarm des Niger, dem Dioni, hat er gefischt und den Fisch gegen Reis eingetauscht. Ungefaehr sechs Kilometer liegen zwischen dem Dioni und dem Bara Issa. Am Ufer des Bara Issa angekommen kann Demba seine Piroge zu Wasser lassen und die Familie nach Koma stuken.
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