|
Juli 2007
Als am 7. Juli in Lissabon die Internetwahl der sieben neuen Weltwunder ausgezaehlt wurde, fand sich Timbuktu nicht auf einem der begehrten Plaetze unter den ersten sieben wieder, sondern nur auf Platz elf und damit unter „ferner liefen“. In Mali hatten viele auf die anziehende Wirkung des „neuen Weltwunders“ gehofft: den Zustrom von Touristen. Eine Woche nach der für Mali enttaeuschenden Wahl, am 14. Juli, dieser Tag gilt in der sechsten Region gemeinhin als Auftakt der Regenzeit, haben wir uns in Timbuktu umgeschaut:
Die Zahl der Autos nimmt rapide zu, noch rascher die der Motorraeder und der Unfaelle. Die Stadt breitet sich immer mehr nach Sueden aus, zum Flughafen hin. An allen Ecken wird gebuddelt. Der Standard steigt: Die Haeuser werden modernisiert, elektrifiziert und klimatisiert. Kleine Hotels schiessen aus dem Boden, zum ersten Mal ist mit „La Maison“ auch ein eleganteres dabei. Der Flughafen ist inzwischen mit einem Landesystem ausgeruestet, das den Anflug auch nachts oder bei schlechten Sichtverhaeltnissen erlaubt. Die naechsten Etappen, der Bau eines eigenen Treibstofflagers und die Verlaengerung der Landebahn, sind bereits geplant. Die Erweiterung des Kraftwerks von Timbuktu und die Erneuerung der Diesel getriebenen Generatoren sind Teil dieses unuebersehbaren Modernisierungsschubs und zugleich Antwort auf ihn (Bild 1).
Vom grossen Kanal, den die Libyer bauen, sind noch drei Kilometer auszuheben. Sie sollen in den kommenden Monaten fertig gestellt werden. Das Wasser soll einfliessen, sobald die Flutwelle des Niger im September/Oktober Kabara, den frueheren Hafen von Timbuktu, erreicht. Derzeit wird von morgens bis abends der neue „See“ ausgehoben (Bild 2). Er wird sich direkt vor dem Hotel „Azalai“ befinden, das die Libyer soeben aus malischem Staatsbesitz erworben haben. Es soll rundum modernisiert sowie um weitere 60 Betten und einen Golfplatz erweitert werden.
Den Kanal will Muammar-al-Ghadaffi in Timbuktu selbst einweihen und dabei standesgemaess residieren. Deshalb laesst er jetzt neben dem Kanal, unweit von der Duene, die ihn beim grossen Gebet von Timbuktu (2006) beherbergte, eine Residenz fuer sich errichten (Bild 3).
Wasser ist in Timbuktu weniger das Problem als der Sand. Innerhalb weniger Monate fuellt er jedes Loch und jede Rille. Wer nicht staendig den Sand aushebt, der geht darin unter. Das wissen alle Bauern von ihren Bewaesserungskanaelen (Bild 4).
Dem libyschen Kanal koennte es leicht aehnlich ergehen wie den beiden grossen Abwasserbecken, die vor zwei Jahren fertig gestellt wurden und in denen sich seither kaum Wasser, aber viel Sand abgelagert hat. Nun raecht sich, dass fuer die Instandhaltungsarbeiten keine Zufahrt vorgesehen war. Man muss den Beckenrand einreissen, um an den Boden zu gelangen (Bild 5). Mit Hilfe von Maschinen werden die Sandberge ausgehoben und kurz hinter dem Beckenrand gleich wieder abgeladen (Bild 6).
Als ein immenses Sandloch praesentiert sich zurzeit auch noch die Baustelle der von Suedafrika finanzierten Bibliothek fuer die Manuskripte von Timbuktu. Die tiefste Aushebung (Bild 7) soll kuenftig unterirdisch das zentrale Archiv beherbergen. Der Termin der Fertigstellung ist soeben um ein Jahr auf 2008 verschoben worden.
Wie rasch der Umbruch von der Trockenzeit zur (kurzen) Regenzeit sich vollzieht, zeigt ein Foto aus Lere. Nach dem ersten Regen verwandeln die Pisten sich stellenweise in Schlammloecher, in denen selbst Esel versinken (Bild 8).
|
|