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August 2010

Die Empfehlung, fuer das Programm Mali-Nord ein Geoinformationssystem (GIS) einzurichten, gab eine Pruefmission (GTZ/KfW) im Jahr 2003. Wolfgang Straub, Kartograph an der Technischen Universitaet Berlin (Bild 1, bei einer Fortbildung in Koumaira), hatte im Rahmen des Programme d’Appui aux Collectivites Territoriales (PACT/GTZ) die fuer Mali damals erreichbaren Karten und Geodaten recherchiert, beschafft, erschlossen und alle frei verfuegbaren Daten systematisch zusammengestellt. Der gleiche Fundus diente dazu, mit angepassten (einfachen) technischen Mitteln ein GIS fuer das Programm Mali-Nord zu erstellen. Dieses GIS sollte alle vom Programm erstellten Bewaesserungsfelder und Einlassbauwerke darstellen.

Seither arbeitet Wolfgang Straub daran, dieses GIS zu konzipieren, zu erstellen, auf der Website des Programms Mali-Nord zugaenglich zu machen, es zu verwalten, neue Inhalte einzupflegen, an die aktuellen Gegebenheiten und Techniken anzupassen und je nach Zweck oder Bedarf Karten abzuleiten und auszugeben Eingesetzt werden dafuer vor allem die Programme ArcView und ArcGIS (entwickelt vom Environmental Systems Research Institute (ESRI) in Redlands, Kalifornien); sie kommen mit allen gaengigen Formaten zurecht. Die Datenablage im Shapefile-Format (shp) erlaubt daneben den Einsatz von frei verfuegbaren, nicht an bestimmte Anbieter gebundenen OpenSource GIS-Programmen.

Das GIS des Programms Mali-Nord basiert auf der satellitengestuetzten Erfassung der Bewaesserungsfelder durch die lokalen Einrichter (Bewaesserungsingenieure) im Global Positioning System (GPS). Die Ecken der Felder und Mare und die Einlassbauwerke werden mit einfachen, aber hinreichend genauen Geraeten gemessen. Heute sind dafuer zehn robuste, energieeffiziente Garmin GPS Map 60Cx im Einsatz (Bild 2).

Der Erfolg der GPS-Methode steht und faellt mit der korrekten Messung und Datenuebertragung ins GIS. Zu Beginn der Arbeiten wurden die Messwerte von den kleinen GPS-Displays abgelesen, aufgeschrieben und konvertiert. Das gelang selten fehlerfrei. Die Messpunkte konnten deshalb oft nicht zu plausiblen Formen verbunden werden. Deswegen wurde das Verfahren auf softwaregestuetztes Auslesen der GPS-Daten umgestellt. Damit gelang es, solche Fehler zu minimieren und den Arbeitsprozess wesentlich zu straffen. Heute werden mit den GPS-Geraeten auch die kuenftig zu erschliessenden Felder und Mare aufgenommen, ebenso Pisten und Fahrwege, Bruecken und Faehren; auch fehlerhafte Ortslagen werden korrigiert.

Die Geraete dienen den Einrichtern und Mitarbeitern des Programms Mali-Nord zugleich zur Orientierung im Feld. Das komplette Geoinformationssystem ist naemlich in den Geraeten als Karte gespeichert. Die Bewaesserungsfelder und Mare koennen als Zielpunkte (POI) gesucht und angesteuert werden (Bild 3). Fehler bei der Aufnahme lassen sich so direkt im Felde entdecken und korrigieren.

Auf zwei mehrtaegigen Workshops im Maerz 2007 und im Dezember 2009 haben die Leiter der Niederlassungen des Programms Mali-Nord das gesamte Kartenmaterial im Feld durchgesehen und ergaenzt (Bild 4). Die GPS-Messtechniken wurden dabei gemeinsam eingeuebt und die Inhalte und Arbeitsmethoden festgelegt.

Seither senden die Mitarbeiter aus Mali ihre Daten direkt nach Berlin. Dort werden sie ins GIS eingearbeitet, in die Datenbanken aufgenommen und zur Kontrolle in den jeweiligen Sektor zurueckgeschickt (Bild 5). Im GIS sind derzeit eingetragen: 389 Bewaesserungsfelder, 105 Mare und 232 in den kommenden Jahren zu erschliessende Felder oder Mare.

Grosse Veraenderungen der vorhandenen Geobasisdaten waren nicht vorgesehen, einige Anpassungen erwiesen sich aber als unumgaenglich. Zu Beginn war fast das komplette Gewaessernetz auf Basis der Landsat-Satellitenbilder und der topographischen Karte 1:200.000 neu zu zeichnen. Viele in den Kartenunterlagen verzeichnete Seen sind in den letzten Jahrzehnten erheblich geschrumpft. In einigen Faellen wurde lokal recherchiert, zum Beispiel am Lac Faguibine. Dessen Wasserstand hat das zustaendige Office de mise en valeur du Lac Faguibine 2006 auf ihrem Plan (Bild 6) in Orange markiert. Der ist so ins GIS uebernommen worden.

Auf der GIS-Webseite des Programms Mali-Nord sind heute herunterzuladen:

  • ein detaillierter Atlas des Programmgebietes in 1:100.000 mit 28 Kartenseiten, PDF-Format, auf jedem DIN A3-Farbdrucker auszugeben;
  • fuer die Sektoren grossformatige Karten ihrer jeweiligen Gebiete in 1:100.000, PDF-Format, auf DIN A0-Farbplottern auszudrucken;
  • die Bewaesserungsfelder als Overlay fuer Google Earth;
  • ein Online-GIS mit der Moeglichkeit der Datenbankabfrage, ohne Software-Installation, optimiert fuer verschiedene Browser (Bild 7);
  • eine GPS-Karte mit Suchregister der Bewaesserungsfelder fuer Garmin GPS-Geraete;
  • weitere Spezialkarten sind in Berichte und Publikationen des PMN eingeflossen.


Technische Methoden und Software haben sich seit der ersten Konzeption des GIS vor sechs Jahren rasant weiterentwickelt. Von Teilen des Gebietes stehen heute hoch aufgeloeste Luftbilder zur Verfuegung. Die kann man online direkt ins GIS laden (Bing Maps, Google Map). Dieser Quantensprung an Genauigkeit zieht erhoehte Ansprueche an die Geodatenbasis und weitere Anpassungsleistungen nach sich (Bild 8).

Vor Ort haben sich Hardware und Kommunikationstechniken erheblich verbessert. So verfuegen die Einrichter heute ueber tragbare Rechner. An diese schliessen sie ihre GPS-Geraete an, koennen ihre Messdaten technisch auslesen und ueber das Internet versenden, in der malischen Provinz zwar bislang nur sporadisch zugaenglich, aber doch eine Revolution.

Das geographische Informationssystem des Programms Mali-Nord steht dem Nutzer in freier Software ohne technischen oder finanziellen Aufwand zur Verfuegung. Es ist lokal verankert und laesst sich auf den vorhandenen Geraeten ohne weitere technische Kosten jederzeit fortsetzen.

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