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Januar 2011
Frauen spielen, darauf wiesen Interviews im Norden Malis vom Januar 2011 deutlich hin, beim Schälen und Worfeln des paddy (ungeschälter Reis) und im lokalen wie regionalen Reishandel eine immer größere Rolle. Im Januar gingen wir diesen Einschätzungen gezielt nach.
Tritt man aus dem Tor des neuen Getreidelagers im Komplex Mali-Nord auf die Straße hinaus, befindet man sich genau am Eingang zu einem großen Hof, in dem seit Jahren der Reis geschält wird (Bild 1). Die ganze Woche über hört man hier die Motoren der Reisschälmaschinen laufen (Bild 2) und sieht einen Teil des Hofes mit Planen ausgelegt, auf denen der paddy in der Sonne zum Trocknen ausgebreitet und immer wieder gewendet wird (Bild 3). Im Schatten des Hofes lagert und arbeitet Tag für Tag eine Gruppe von Frauen.
Es sind insgesamt zehn Frauen, jede von ihnen mietet vom Eigentümer für FCFA 10.000 im Monat ein Stück dieses Hofes sowie einen Lagerraum an dessem Rande. Darin lagern paddy und Reis, jeweils der Umsatz einer Woche. Die Frauen sind untereinander solidarisch und kümmern sich um die Kinder der anderen, wenn das notwendig ist, jede kauft aber auf eigene Kosten und eigenes Risiko ihren paddy und verkauft auf eigene Rechnung ihren Reis.
Fadimata Maiga (Bild 4) ist in Diré geboren und 48 Jahre alt. Früher hat sie Fisch verkauft. Da war sie noch ledig. Seit fünf Jahren ist sie im Reisgeschäft. Auf dem Hof in Diré ist sie eine der zwei größten Händlerinnen. Im Schnitt kauft sie zweihundert Sack paddy (à 80 kg) pro Woche. Das ergibt im besten Fall zwölf Tonnen Reis (120 Sack à 50 kg). Fadimata Maiga zählt als größere Händlerin zu den regelmäßigen Lieferantinnen der großen Lastpinasse, die allwöchentlich vom Markt in Diré mit Reissäcken schwerbeladen nach Gao fährt (Bild 5).
Jeden Tag läuft von morgens bis abends mindestens eine der beiden einfachen Reisschälmaschinen chinesischer Provenienz. Einen Sack paddy schälen kostet 500 FCFA. Die Maschinen trennen Reis und Schrot nur grob. Der Reis muss deshalb noch einmal geworfelt werden. Das ist reine Frauenarbeit. Die findet am Flussufer statt (siehe dazu den Blog vom 16.09.2010). Alle Hilfsarbeiten im Hof und alle Transportarbeiten dagegen sind Männerarbeit.
Am Dienstag den 25. Januar lag der Marktpreis er gilt für alle Transaktionen an diesem Tag - für einhundert Kilo Reis bei 25.000 FCFA. Nach Abzug aller Ausgaben kann Fadimata an einem Sack Reis bis zu 3.000 FCFA (= EUR 4,50) verdienen. Hinzu kommt der Erlös aus dem Reisschrot, dem Rückstand beim Reisschälen. Der wird in großen Mengen als Vieh- und Fischfutter verkauft. Jede Woche gehen Karrenladungen vom Hof (Bild 6). Hundert Sack paddy ergeben zwanzig Sack Schrot. Den Sack verkauft man gegenwärtig zu 500 FCFA.
Neben dem Reis gibt es im Binnendelta eine andere, wichtige Pflanze, den Bourgou, das Wassergras, das als Viehfutter dient. Bourgou wächst ähnlich dem Tiefwasserreis in den Maren (Bodensenken) und wird geerntet, in dem man die Halme unter der Wasseroberfläche abschneidet. Es gibt zwei Varietäten. Die wild wachsende hat zähe und eher dünne Halme. Die repikierte und systematisch angebaute hat dicke rötliche Halme, ist nahrhafter und deshalb auch teurer.
Jeden Tag bringen kleine Pirogen den Schnitt des Tages aus den Maren der Umgebung (Bild 7). Die meisten Mare liegen in Dirés Nachbargemeinde Tienkour. Verkauft wird der Bourgou am Rande des Marktes in kleinen Bündeln à FCFA 50 oder FCFA 100 (Bild 8). Bourgou ernährt in Diré - wie in allen Dörfern und Landstädtchen am Niger - das Vieh im Hof: Esel, Schafe und Ziegen.
Auf den Fotos sieht man übrigens, wie ungewöhnlich hoch der Wasserstand Ende Januar noch ist.
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