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April 2008
Auf Antrag der Fraktion der Buendnis90/DieGruenen, fand in der 156. Sitzung des deutschen Bundestags, am 23. April 2008, eine aktuelle Stunde statt, Thema: „Ueberfaellige Strategien der Bundesregierung zur Loesung der Welternaehrungskrise“.
So vielfaeltig die Meinungen zu Einzelfragen auch waren, einig waren sich die Politiker(innen) doch in einem Punkt: „Nach meiner tiefen Ueberzeugung (muss) die Produktion zusaetzlicher Nahrungsmittel in erster Linie dort erfolgen, wo der Hunger herrscht oder wo die Menschen von Hunger bedroht sind“ (Horst Seehofer). „Wir muessen daraus Schlussfolgerungen ziehen und die Produktion in den Entwicklungslaendern wieder voranbringen“ (Heidemarie Wieczorek-Zeul). „Jetzt ist es wirklich notwendig, mit angepassten, nachhaltigen Methoden die Kleinbaeuerinnen und Kleinbauern zu unterstuetzen, also den Agrarproduzenten in den Laendern, in denen Hunger herrscht, wirklich Hilfe zur Selbsthilfe zu geben“ (Thilo Hoppe, Vorsitzender des Ausschusses fuer Wirtschaftliche Zusammenarbeit, AWZ, im Deutschen Bundestag). Diese Ueberzeugung teilen wir: Nie war es sinnvoller, in die Reisproduktion zu investieren.
Im Norden Malis ist die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (EZ) bereits gut aufgestellt: Das Programm Mali-Nord ist nach dem Office du Niger das zweitgroesste Bewaesserungsvorhaben im Lande. In seinem Rahmen sind von 2000 bis 2007 mehr Bewaesserungsflaechen entstanden, als in allen sonstigen malischen Vorhaben zusammen genommen.
2007/08 war im Norden Malis keine gute landwirtschaftliche Saison. Die Flutwelle des Niger kam spaet. Die Niederschlaege waren ungleichmaessig verteilt. Auf den mehr als dreihundert doerflichen Bewaesserungsfeldern, die im Zuge des Programms Mali-Nord entstanden sind, war die Ernte trotzdem gut: 9.200 Hektar wurden bestellt (86% von insgesamt 10.070 Hektar), darauf wurden 50.900 metrische Tonnen ungeschaelter Reis geerntet; 12% mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem durchschnittlichen Ertrag von 5,9 Tonnen pro Hektar. Hinzu kommen Zwiebeln, Gemuese, Bohnen, Anis, Kuemmel und all das, was sonst noch in der Zwischensaison auf den Feldern und am Feldrand vor allem von Frauen angebaut wird.
In den Bodensenken (Maren) wurden auf rund 7.000 Hektar Flaeche zudem etwas mehr als 8.400 Tonnen Tiefwasserreis geerntet. Rechnet man die rund 3.600 Tonnen Weizen und Hirse mit ein, so lag die Produktion 2007/08 bei rund 63.000 Tonnen. Zum Vergleich: Die strategische Getreidereserve Malis belaeuft sich auf 35.000 Tonnen.
In der Saison 2008 erhoeht sich die Zahl der vom Programm Mali-Nord betreuten Bewaesserungsfelder auf 340 mit einer kultivierbaren Flaeche von 10.900 Hektar. Im Jahr 2008 duerften hier knapp 57.000 Tonnen ungeschaelter Reis produziert werden. Hinzu kommen 95 betreute Mare. Deren Ernte duerfte sich auf rund 12.000 Tonnen belaufen. Produktionsziel fuer 2008/09 sind 69.000 Tonnen ungeschaelter Reis.
Intensive fachliche Betreuung durch einheimische Dienste, private und staatliche, fuehrt zu hohen Ertraegen. Pro Hektar und Jahr kostet die Betreuung knapp EUR 10,00, das entspricht dem Wert von etwa 42 kg ungeschaeltem Reis. Werden durch die Betreuung also mindestens 42 kg/ha mehr produziert, so hat diese sich „gerechnet“; ihr tatsaechlicher Nutzen liegt weit hoeher. Gutes Saatgut ist notwendige Voraussetzung fuer hohe Ertraege. Innovative Zusammenarbeit mit dem staatlichen Forschungsinstitut gilt der kleinbaeuerlichen Saatgutvermehrung. Dabei geht es um neue Varietaeten mit kuerzeren Reifezyklen bei gleichbleibend hohen Ertraegen, vor allem Nionoka, die malische Variante des Nerika (neuer Reis fuer Afrika).
Neun Bewaesserungsfelder für 2008 sind noch aus deutschen Mitteln finanziert worden, damit sind die Investitionsmittel des gegenwaertigen Vorhabens so gut wie erschoepft.
Sofern die Politik es ernst meint (siehe eingangs), sollte sie nicht zu lange warten. Der Zyklus von der Planung bis zur Ernte dauert auch in dem gut eingespielten Programm Mali-Nord rund fünfzehn Monate. Wer heute auf eine hoehere Ernte fuer 2009 setzt, muss die Mittel bis September 2008 bereitstellen. Fuenfhundert Euro kostet die Investition pro Parzelle, ein Viertel Hektar je Kleinbaeuerin oder Kleinbauer, und sie bringt dessen Familie ein zusaetzliches Einkommen in fast gleicher Hoehe ein, nicht nur im ersten Jahr, sondern alle Jahre wieder. Viel besser kann man Geld zur Nahrungssicherung nicht anlegen.
Der Produktionszyklus im Bild:
Bild 1 Das Land wird hergerichtet
Bild 2 Die Frauen arbeiten immer tatkräftig mit
Bild 3 Die Motorpumpen werden montiert
Bild 4 Die Reispflaenzchen werden aus den Saatbeeten vereinzelt
Bild 5 Der Bewaesserungszyklus dauert 120 bis 150 Tage
Bild 6 10.900 Hektar Bewaesserungsland werden in diesem Jahr bestellt
Bild 7 Die Ernte: Pro Parzelle (0,25 ha) sind 7 Sack fuers naechste Jahr zurueckzulegen
Bild 8 Ueber das haeusliche Lager bestimmen meist die Frauen
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