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Maerz 2008
Im Jahr 2008 sind achtzehn neue Bewaesserungsfelder (perimetres irrigues villageois PIV) im Entstehen, eine Flaeche von rund 850 Hektar. Aus deutschen Mitteln werden davon dieses Jahr nur neun PIV finanziert, denn die deutschen Investitionsmittel sind bereits erschoepft. Das japanische Landwirtschaftsministeriums finanziert die weiteren neun ueber das Buero des Welternaehrungsprogramms (WEP) in Mali. Die Japaner haben ihre Finanzierung von PIV des Programms Mali-Nord fuer 2008 deutlich aufgestockt, weil sie mit dem Erfolg der Vorjahre (sechs Bewaesserungsfelder) aeusserst zufrieden waren.
Etwa dreitausendfuenfhundert Maenner und Frauen sind derzeit dabei, unter Anleitung der Einrichter mit einfachem Geraet und vor allem ihrer eigenen Haende Arbeit die Flaechen zu planieren und die Kanalwaende aufzuschuetten. Am Bara Issa ist die tierische Anspannung laengst eingefuehrt, dort wird mit dem Pflug der Boden aufgelockert (Bild 1) und von dort mit Schubkarren, Schuesseln und Tragen zu Kanalwaenden aufgeschuettet (Bild 2).
Diese Arbeitsmethode ist wirtschaftlich guenstig. Die arbeitende Bevoelkerung erhaelt fuer die etwa drei Monate Gemeinschaftsarbeit eine einmalige Lebensmittelhilfe aus Getreidelieferungen des WEP. In diesem Jahr sind es knapp 15 Tonnen Hirse pro Bewaesserungsfeld oder rund 100 kg Hirse pro Person fuer drei Monate Arbeit.
Die per Hand aufgeschuetteten, maschinell nicht verdichteten Deiche und Kanalwaende muessen sich erst setzen, bevor sie ueber Strecken von 100 bis 200 Meter verkleidet werden. Zugleich integriert das Programm Mali-Nord seit Jahren nach und nach all die Bewaesserunsgsfelder, die in den Jahren der Nothilfe (1996-1999) nur Zugang zu einer neuen Motorpumpe erhalten hatten. Solche Tiefbauarbeiten (Bild 3) finden derzeit auf sechsundsechzig Bewaesserungsfeldern statt. Das ist nur moeglich, weil die Vorbereitungen dafuer, vor allem die Anlieferungen von Material, seit Oktober letzten Jahres im Gange waren.
Die Ernten der Zwischensaison sind jetzt fast reif (Bild 4): Anis (im Vordergrund), Weizen (im Hintergrund), Kreuzkuemmel und Zwiebeln. Dank der Motorpumpen und der Bewaesserungsfelder bestreiten am grossen Fluss viele eine zweite Saison. Die Menschen an den Seitenarmen des Niger haben diese Chance nicht. Dort trocknet das Flussbett zu schnell aus.
Im Maerz jeden Jahres faellt der Wasserstand rasch ab, in diesem Jahr rascher als sonst. In Markala, dem Staudamm des Office du Niger, so hat man den Eindruck, wird kaum noch Wasser durchgelassen.
Nun bringt der Fluss zum Vorschein, was seine Wasser sonst verbergen. Die Flusspferde suchen sich seichte Kuhlen im Flussbett. Eine kleine Kolonie von drei Muttertieren und drei Jungen (Bild 5) hat sich fuer die Trockenzeit direkt vor Dire angesiedelt. Zwischen dem Lac Debo und Gourma-Rharous gibt es noch immer mehr als ein Dutzend Kolonien von Flusspferden.
In den Ueberschwemmungsflaechen am Flussrand wird nun das Wassergras, der bourgou, geerntet, eine Besonderheit des Niger und das Pendant zum Tiefwasserreis. Die beiden grossen Sahel-Duerren Mitte der siebziger und Mitte der achtziger Jahre hatten den Vegetationszyklus des bourgou unterbrochen und dieses fuer das Vieh lebenswichtige Futter fast ausgerottet. Die systematische Regeneration des bourgou ist in den spaeten achtziger und fruehen neunziger Jahren gut gelungen. Heute zaehlen die grossen gruenen Grasflaechen (die Blueten und Blaetter schwimmen als dichter Teppich auf dem Wasser) wieder zu den selbstverstaendlichen Bildern im Flusstal des Niger. Bei sinkendem Wasserstand werden die Halme unter dem Wasser geschnitten und das Gras mit seinen meterlangen Stielen an Land gezogen und getrocknet (Bild 6). Wo die Flaechen (und Erntemengen) lohnen, lassen die Aufkaeufer nicht auf sich warten (Bild 7). In Pirogen und Pinassen wird der getrocknete bourgou nach Korioume, dem Hafen von Timbuktu, gebracht, auf Eselsruecken verladen und in kleinen Buendeln als Viehfutter an die staedtische Bevoelkerung verkauft.
Jetzt ist auch die grosse Erntezeit der Fischer. Die Bozos (Fischerei-Nomaden) betreiben nun grosse Trocken- und Raeucherplaetze am Flussrand (Bild 8). Wie ueberall in der sechsten Region sind auch hier die Bellahs in der Mehrzahl, wenn es um Arbeit geht. Der Raeucher- und Trockenfisch, oft nicht groesser als Sprotten, geht in grossen, aus Matten geflochtenen Transportkisten nach Mopti und von dort aus als Suppenwuerze in fast alle Laender Westafrikas.
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