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Aktualitaet Februar 2005 Wegen der Heuschrecken waren die Reispflaenzchen auf vielen Bewaesserungsfeldern deutlich spaeter ausgebracht worden, als der landwirtschaftliche Kalender vorschreibt. Deshalb verzoegerte sich die Ernte an vielen Orten um fast zwei Monate. So wurden am Bara Issa die letzten Reisaehren erst Anfang Februar geschnitten. Trotz aller erlittenen Unbill erntete man auf 41 von 42 Feldern im Durchschnitt sechs Tonnen pro Hektar. Dennoch sehen die Bauern und Baeuerinnen schweren Monaten entgegen. Ihre Ernaehrungsbasis, die Hirseernte, haben die Heuschrecken nämlich komplett vernichtet. Zur Reisernte fanden sich deshalb Verwandte und Fremde in Scharen ein. Woury Bocoum z. B. hat auf ihrem Feld in Kam 23 Sack Paddy geerntet, das entspricht mehr als sieben Tonnen pro Hektar. Zur Erntezeit hatte sie zusaetzlich 15 Personen im Hof. Die blieben einen Monat lang. Sie alle zu bekoestigen und zu entgelten, kostete mehr als drei Sack ihres Ertrages. So oder aehnlich erging es all denen, die den Vorteil einer eigenen Reisernte hatten. Die Ernte auf dem Bewaesserungsfeld der Frauen in Kam fiel noch besser aus als im Jahr zuvor. Real blieb ihnen jedoch weniger, so sagen die Frauen, weil zu viele Menschen aus den Nachbardoerfern daran Anteil hatten. In N’Gorkou wurden auf etwa zehn Prozent der Parzellen sogar reife Aehren gestohlen, das hatte es bislang noch nicht gegeben; auch eine Folge der Heuschreckenplage. Die Bauern und Baeuerinnen kennen die Risiken und Unwaegbarkeiten der Landwirtschaft. Sie wirtschaften facettenreich und bauen sich kleine (Ver)sicherungssysteme auf. Die meisten Frauen in Kam haben im vergangenen Jahr von ihren ersten Ertraegen ein oder zwei Schafe zur Aufzucht angeschafft. Bei einer Zusammenkunft Anfang Februar in Kam war ihre einhellige Meinung: Die diesjaehrige Ernte dient allein der Nahrungssicherung der Familie. Nun sind die Frauen wieder in jeder freien Minute damit beschaeftigt, Matten zu flechten (Bild 1). Im Januar berichteten wir von den im Bau befindlichen neuen Bewaesserungsfeldern an Orten, in deren Umgebung es bislang weit und breit keines gab. Inzwischen hacken die Frauen in Lelele nicht mehr alleine die harte Erde auf, sondern zwei Ochsengespanne lockern den Boden mit Pfluegen (Bild 2). Am Bara Issa sind in den vergangenen Jahren mehr als ein Dutzend Pirogen aus Mitteln der FZ kofinanziert worden. Sie helfen nicht nur den Transportengpass in der Bewaesserungslandwirtschaft zu beheben, sondern dienen auch den Kindern, den taeglichen Schulweg nach Koumaira (am gegenüber liegenden Ufer des Flusses) zu ueberwinden (Bild 3). Das zählt zu den positiven Nebeneffekten der wirtschaftlichen Entwicklung. Die grossen Mare zwischen Niafunke und Attara trocknen jetzt rasch aus. Hier grasen Ende Februar Rinderherden mit tausenden von Tieren (Bild 4). In den Maren ernten die Bellahs den Bourgou, das vitaminreiche Flussgras (Bild 5). Mit ihren meist kinderreichen Familien siedeln sie sich voruebergehend am Rande der Mare an und trocknen auf ihren Huetten das Heu, das sie spaeter auf den lokalen Maerkten als Viehfutter verkaufen (Bild 6). Weiter suedlich, in den wilden Weidegebieten knapp ausserhalb des Office du Niger finden sich noch immer grosse Schwaerme der Wuestenheuschrecke dicht an dicht in den Akazienhainen (Bild 7). Sie sind aus dem Jahr 2004 uebrig geblieben und erinnern daran: Die Invasion der Wuestenheuschrecke war nicht allein ein Phaenomen des vergangenen Jahres. Mit den ersten Regenfaellen wird die Plage von neuem ausbrechen und man tut besser daran, sich rechtzeitig und energisch darauf einzustellen. |
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